Rückkehr zu den Sternen - Ein Film über Science & Fiction
02. August 2025 • 4 Minuten
Der Blick in den Himmel ist ein Blick in die Vergangenheit.
Am 01. August 2025 eröffnete das Theatiner Kino die Filmkunstwochen München mit einem ganz besonderen Werk: Rückkehr zu den Sternen - Ein Film über Science & Fiction vom deutschen Regisseur Peter Goedel. Das Highlight an dem Abend war, dass der Regisseur und sein Protagonist bei der Vorstellung zu Gast waren. Bei dem Protagonisten handelt es sich um Reinhard Breuer, ein bekannter Astrophysiker am Max-Planck-Institut in München. Der Film erschien im Jahr 1983 - zu einer Zeit, in der Computer gerade laufen lernten, wie die beiden es so nett beschrieben haben.
Der Aufbau des Films ist sehr einfach. Im Mittelpunkt steht Reinhard Breuer, der zum Thema Science und Fiction interviewt wird. Zu Beginn sehen wir ihn auf seinem Sofa daheim. Er spricht über die Anfänge seiner Leidenschaft für den Kosmos und für SF-Literatur. Später wird er im Fernsehturm interviewt, hinter ihm breitet sich in der Tiefe ganz München aus. Am Ende befindet er sich - während er und sein Gesprächspartner über den Untergang und die Zerstörung der Welt reden - in einem belebten Biergarten.
Das Gespräch über Astrophysik und Phantastik wird immer wieder von eindrucksvollen Szenen unterbrochen. Die SZ beschreibt sie in einem Artikel aus dem Jahr 1983 sehr passend als Bild/Ton-Collagen1. Abwechselnd führt die Kamera die Zuschauer über Landschaften, durch Räume und über Buchillustrationen aus dem Genre. Die bewegten Bilder werden abwechselnd von Musik oder einer Stimme aus dem Off begleitet, die Textpassagen aus ausgewählten SF-Romanen vorliest.
Die langsamen Kamerafahrten fand ich sehr beeindruckend. Wir finden uns mal in einem leeren Kaufhaus, die Kamera bewegt sich auf eine Treppe zu, links und rechts bewegen sich - scheinbar endlos - zwei Rolltreppen. Wir wandern mit der Kamera über eine scheinbar nie endende Mülldeponie. Wir beobachten eine Rakete beim Start. Alle Aufnahmen wirken bedrückend, einsam, trostlos. Es gibt nur zwei Sequenzen, die diesem Muster nicht entsprechen: Einmal wandert die Kamera einen fröhlich sprudelnden Bachlauf hoch. Und ein anderes Mal entführt sie uns auf eine bunte Blumenwiese. Peter Goedel nennt die beiden Szenen liebevoll optimistische Ausrutscher. Es fällt auf, dass in keiner einzigen Szene Menschen zu sehen sind.
Nach dem Film hatte das Publikum die Gelegenheit mit dem Regisseur und dem Protagonisten ins Gespräch zu kommen. Ein Zuschauer äußerte seine Gedanken zu den menschenleeren Szenen. Er meinte, dass alles, was in den Aufnahmen zu sehen ist, nicht so wirkte als wäre es menschengemacht. Die Kamera scheint in den Umgebungen allein zu sein. Was, so der Zuschauer, wenn die Aliens längst unter uns leben? Wenn das, was wir dort sähen, ihr Werk sei? Goedel und Breuer waren von der Idee sehr angetan. Insbesondere Breuer fragt sich in seinen Interviews immer wieder, weshalb sich immer noch keine Außerirdischen zu uns auf die Erde verirrt hätten. Ich glaube, wir leben in einem galaktischen Zoo und die Außerirdischen beobachten uns Menschen aus der Ferne und sammeln Daten, meint er. Ich finde diese Vorstellung gruselig und faszinierend zugleich! Oder aber, so die Annahme eines anderen Zuschauers, sie interessieren sich schlicht nicht für uns. Schließlich sei er z. B. auch noch nie von einer Ameise angequatscht worden, obwohl sie Gelegenheiten hatte.
Diese Gespräche zwischen Regisseur, Protagonist und dem Publikum am Ende des Films waren wirklich ein Highlight!
Das Werk ist zwar 40 Jahre alt, aber die Themen, die es behandelt, sind hochaktuell. Die Fülle an Informationen hat der Film wirklich gut verarbeitet, weil er sich für die Zuschauer Zeit nimmt. Viele hätte die Langsamkeit womöglich gestört. Ich habe den Film jedoch als eine Oase der Ruhe und des Wissens wahrgenommen. Ich war vollkommen konzentriert und habe die Informationen und Bilder aufgesogen wie ein Schwamm.
Solltet ihr mitbekommen, dass Rückkehr zu den Sternen - Ein Film über Science & Fiction irgendwo gezeigt wird: geht hin. Es lohnt sich voll und ganz. Peter Goedel, der als poetisch Forschender2 gilt, hat wahrlich ein tolles Werk voller interessanter Fakten geschaffen - Dank eines Astrophysikers, der es schafft, komplexe Themen einfach darzulegen.
Zwei Fakten, die mich außerdem besonders fasziniert haben und die ich mit euch teilen möchte:
- Ein Teil unseres Körpers ist mehrere Milliarden Jahre alt, weil 10 % unseres Körpers aus Wasserstoff bestehen, welcher zur Zeit des Urknalls entstanden ist.
- Der Blick in den Himmel ist ein Blick in die Vergangenheit. Das Licht, das wir sehen, ist mehrere Lichtjahre alt, es legt eine große Entfernung zurück. Wenn wir also einen Stern sehen, sehen wir im Grunde sein “altes Ich”.
In diesem Sinne, viel Vergnügen beim Sterne gucken.
Eure Laurita
P.S.: Nennt mir gerne mal euren Lieblingsroman, der dem Genre Science Fiction angehört - als Nachricht bei Instagram oder als Mail an: briefeanlaurita@gmail.com
Hohmann, A. (1983, Februar 7). Raum-Fahrten. Süddeutsche Zeitung. ↩︎
https://goedelfilm.de/wp-content/uploads/2023/03/Werkschau-Peter-Goedel.pdf (aufgerufen am 03.08.2025) ↩︎