Rückblick auf mein Lesejahr 2023 - Teil 1
Für 2023 hatte ich mir vorgenommen, 20 Bücher zu lesen. Dieses Ziel hätte ich beinahe erreicht, es sind 19 geworden. Zu einigen möchte ich euch hier ein wenig mehr erzählen.
6 Highlights, darunter 2 Geheimtipps
Von den Büchern, die ich gelesen habe, mochte ich sechs ganz besonders gerne.
Das erste Highlight habe ich zu Beginn des Jahres gelesen: „Vanitas – Schwarz wie Erde“ (Thriller) von Ursula Poznanski. Spannung, ein roter Faden, tiefgründige Charaktere und eine originelle Geschichte gehen in dem Buch Hand in Hand und fesselten mich. Band zwei und drei dürfen erst bei mir einziehen, wenn ich rein gar nichts zu tun habe. Ansonsten würde ich alles für sie stehen und liegen lassen. (Ich höre die beiden Bände schon an der Türschwelle mit den Füßen scharren).
Das zweite Highlight spielt in den Highlands, mit einem Pfau als Hauptcharakter. Das Buch „Der Pfau“ (Gesellschaftssatire) von Isabel Bogdan habe ich nur gekauft, weil ich den Trailer der Verfilmung im Kino sah und es jemandem schenken wollte. Eines Tages dachte ich: Ich habe momentan nicht viel Zeit zum Lesen, möchte aber hin und wieder ein Buch aufschlagen und ein paar Zeilen genießen. „Der Pfau“ lag zu dem Zeitpunkt gerade in Reichweite. Nach der ersten Seite wollte ich es schon weglegen, weil die Autorin keine wörtliche Rede nutzt. Die Rede der Figuren wird in dem Roman nur indirekt wiedergegeben, das kam mir zunächst störend vor, ABER ich wurde eines Besseren belehrt. Es stellte sich sogar als ein sehr angenehmes Leseerlebnis heraus. Der Witz, der zwischen den Zeilen versteckt ist, die schrulligen Eigenarten der Figuren und die absichtlich überzogenen Situationen und Auseinandersetzungen haben mich sofort um den Finger gewickelt und nicht mehr losgelassen. Der Perspektivenwechsel zwischen den Protagonisten hält die Spannung aufrecht, die Gedankengänge sind faszinierend und sehr realitätsnah und die Handlungsstränge gehen wunderbar ineinander über. Ich habe alle Figuren gern gemocht, mit jeder konnte ich mitfiebern. Das Ende ist ein Knüller und das Buch generell ein Garant für Schmunzler, so viel kann ich euch versprechen.
Was haben folgende Wörter gemeinsam: Rentner, Maoam und Lagerregal? Wenn du Otto rückwärts liest, wird er es dir verraten :-). Bei dem nächsten Highlight, übrigens ein Geheimtipp für Lese- und Sprachbegeisterte, bin ich aus dem Grinsen und Staunen gar nicht mehr herausgekommen. „Auf ein Maoam mit Otto – Ein literarisches Experiment in 123 Variationen“ habe ich bedingungslos in mein Sprachwissenschaftlerherz geschlossen. Otto hält Überraschungen bereit, er trickst dich aus, er fordert dich heraus, er lacht dich aus. Er bringt dir viel bei. Mit nur einem simplen Satz, der sich auf jeder Seite wiederholt und je nach Thema entsprechend modelliert wird, werden komplexe, aber auch weniger komplexe, Sachverhalte humorvoll und charmant dargestellt. Ich nenne das Buch ein Sprachwissenschaftslexikon der anderen Art. Es macht mir viel Spaß, das Büchlein zu lesen, weil ich jedes Mal, wenn ich es erneut in die Hand nehme, einen neuen, versteckten Witz finde und etwas Neues lerne. In meinen Augen sind die 123 Variationen gut gelungen und sie laden ein, selbst literarische Experimente auszuprobieren. Und weil die Lektüre wirklich schön ist, gebe ich euch zwei kleine Kostproben:
Was haben die Leute eigentlich gegen Anglizismen?", askte mich Otto, der Silver Surfer aus dem Hood, als ich gerade Maoam vom Shelf am taken war. 1
Was ist eigentlich ein Oxymoron?", fragte mich Otto, der junge Greis aus ferner Nachbarschaft, als ich gerade gesunde Industriezuckerklötze aus dem schönen Pressspan-Regal nahm. 1
An der Stelle nenne ich euch meinen zweiten Geheimtipp: „Sequenzen der Wörtlichkeit" (Lyrik und Kurzprosa) von Marie Döling. Das Buch ist kurzweilig und die Mischung aus Kurzgeschichten und Gedichten sind etwas ganz Besonderes. Die Worte haben mich zum Nachdenken gebracht, zum Teil traurig und dann wieder zuversichtlich gestimmt. Die Autorin hat ein Talent dafür, wunderschöne Bilder mit Worten zu malen.
Das vierte Highlight ist mir in Form einer Meerjungfrau über den Weg gelaufen. „Sirens – Das Glühen der Magie“ (Urban-Fantasy) von Maike Voss hat mich positiv überrascht. Seit Langem konnte ich endlich mal wieder eine extrem coole und starke Protagonistin entdecken! Sie ist keine, die in jeder Zeile in Selbstmitleid versinkt, zutiefst unsicher ist, auf ihren Prinzen in strahlender Rüstung wartet und sich von anderen etwas sagen lässt. Mit vielen Gedanken und Marotten konnte ich mich super identifizieren, weil sie schlicht „normal” waren. Und da ich ein Fan von Disney bin, war es vorprogrammiert, dass ich das Buch lieben muss - die Wasserdrachin, die beste Freundin von Regan, hat Disneypotenzial hoch zehn. Mit dem männlichen Part (Penn) hatte ich zu Beginn so meine Schwierigkeiten, aber nach und nach konnte ich mich dann doch mit ihm anfreunden. Was mir an der gesamten Story sehr gefällt: Bei der Liebesgeschichte handelt es sich um keine lästige und toxische Beziehung. Klar, es gibt Reibereien und Situationen, die auch mal zu Augenrollen geführt haben, aber das hält sich in Grenzen - ganz ohne wäre es ja auch langweilig.
Ein Highlight habe ich erst gelesen und dann direkt im Kino gesehen: „Die Tribute von Panem – Das Lied von Vogel und Schlange" (Jugenddystopie) von Suzanne Collins konnte mich mit seinen 600 Seiten nicht abschrecken. Das Buch umfasst alles, was eine gute Dystopie braucht: Spannung, unerwartete Handlungsstränge, ein ebenso dramatisches Setting, interessante Figuren, Cliffhanger und eine gut erzählte Story. Näher gehe ich an der Stelle nicht ins Detail, weil ich das Buch bzw. die Verfilmung noch gesondert rezensieren werde. (Verlinkung folgt)
„Hirn gegen Hayley: Leidfaden von einer, die sich zu viele Gedanken macht“ von Hayley Morris musste ich ganz unerwartet zu meinem sechsten Highlight krönen. Zunächst hat mir die vulgäre Sprache nicht gefallen und ich hatte von dem Buch nicht viel erwartet. Aber hinter den vulgären Worten und den scheinbar banalen Tipps, die die Autorin den Lesern an die Hand gibt, steckt eine weit tiefgründigere Geschichte. Im Grunde handelt es sich um die Biografie einer Frau, die unter Angststörungen leidet, sich in der Öffentlichkeit zutiefst unwohl fühlt, sich zu viele Gedanken macht und im Leben viele Widrigkeiten erlebt hat. Sie verarbeitet in dem Buch u. a. den Verlust eines Familienmitglieds und ihre Panikattacken, indem sie auf sehr amüsante, vulgäre aber gleichzeitig charmante Art und Weise einen Dialog mit ihrem „Hirn“ führt, welches immer wieder das Wort ergreift. Sie durchlebt Dinge, die auch ich tagtäglich durchlebe und gibt dabei sehr einfache, aber praktische Tipps, diese zu meistern. Das Buch nimmt einen an die Hand und sagt dir: Es ist alles gut. Das, was du tagtäglich durchmachst, machen Millionen Menschen auf der Welt auch durch. Du schaffst das! Andere schaffen es auch!
Flop
Unter den Büchern, die ich gelesen habe, waren natürlich auch welche, die mir nicht so gut gefallen haben. „Fallen Kingdom – Gestohlenes Erbe" (Romantasy) von Dana Müller-Braun war eines davon. Auf mich wirken die Charaktere flach und die Dialoge unlogisch. Manche Aktionen von der Protagonistin erscheinen mir nicht nachvollziehbar. Außerdem hat mir die Romantik gefehlt. Das, was die Autorin als „romantisch” verkaufen wollte, hat mir zum Teil die Haare zu Berge stehen lassen. Im Endeffekt wurden meine Ansprüche an das Buch nicht erfüllt. Ich vermute, dass mich das Cover und der Buchschnitt geblendet haben.
Ich hoffe, ich konnte euch einen kleinen Einblick in mein „Bücherregal“ geben. In Teil 2 meines Rückblicks verrate ich euch, welcher Titel das Schönste Cover und den Schönsten Buchtitel hatte, welchen Autor ich neu entdeckt und an welche anspruchsvollen, aber empfehlenswerten Titel ich mich noch gewagt habe. Hier kommt ihr zu Teil 2.